
Lebenslauf
22. April 1902 | Geburt in Elberfeld (Wuppertal) |
1908 – 1912 | Lyzeum Vohwinkel (Wuppertal) |
1912 – 1919 | Realschule Vohwinkel (Obersekundareife) |
1919 – 1921 | landwirtschaftliche Lehre auf verschiedenen Gütern im Deutschen Reich |
ab 1918/1920 | Mitglied des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, der Brigade Ehrhardt sowie den Nachfolgeorganisationen Organisation Consul und Bund Wiking |
1922 | kaufmännischer und technischer Volontär in verschiedenen Stellungen in Vohwinkel und Hamburg |
1923 | Übersiedlung von Vohwinkel nach München infolge des Ruhrkampfes und Zeitfreiwilliger beim Infanterie-Regiment 19; Teilnahme an den Mai-Demonstrationen der Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Kampfverbände |
1923 | Eintritt in die Schwarze Reichswehr und Teilnahme am Küstriner Putsch in Spandau |
1923 | Infanterieausbilder beim Artillerie-Regiment 2 in Schwerin; Kuriertätigkeit zwischen Schwerin, Berlin und München und Mithilfe bei “der Beobachtung” Carl Severings |
Jan. – Juli 1924 | landwirtschaftlicher Beamter auf Rittergut Radensleben |
1924 – 1927 | Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim (Diplom-Landwirt); Halbjahresprüfung für Waldbau und forstwirtschaftliche Betriebslehre; Tätigkeit in der studentischen Selbstverwaltung |
Feb. – Juni 1928 | landwirtschaftlicher Beamter auf der Domäne Münchenlohra |
1928 – 1929 | Presse- und Organisationstätigkeit für die Landvolkbewegung Schleswig-Holstein; wehrorganisatorische Erfassung der Jungbauernschaft im Landbund Plön |
– 1929 – | Mitglied des Stahlhelm Westküste |
1. August 1929 | Teilnahme als Fahnenträger der Landvolkbewegung am “Schwarzen Donnerstag” von Neumünster; in der Folge Verwundung, Untersuchungshaft sowie Anklage und Verurteilung (1 Monat Gefängnis, 2 Jahre Bewährung) im Landvolk-Prozess Neumünster |
1929 – 1932 | Flucht nach Schweden und Tätigkeit als landwirtschaftlicher Beamter in Helsingborg und Wisbohammar |
Juni 1932 – Juli 1933 | Rückkehr in das Deutsche Reich und Tätigkeit in der elterlichen Fahrzeugfabrik |
ab 1933 | Mitarbeiter der Ehrhardt-Zeitung und Kommandant der Berliner Ehrhardt-Gefolgschaft |
März 1933 | Haft im SA-Gefängnis Papestraße, Berlin-Tempelhof |
1. Mai 1933 | Eintritt in die NSDAP |
1933 | Übertritt in den SD als Mitglied der Ehrhardt-Gefolgschaft (Dauer der Mitgliedschaft unklar) |
Juli 1933 – Apr. 1934 | landwirtschaftlich-technischer Mitarbeiter bei der Zentralverwaltung Berliner Stadtgüter GmbH |
Mai 1934 – Jan. 1937 | Sachbearbeiter beim Reichsheimstättenamt, Amt des Siedlungsbeauftragen; Abteilungsleiter bei der Akademie für Landesforschung und Reichsplanung; zwischenzeitliche Abordnung zur Landesplanung Oldenburg |
Okt. 1934 – Dez. 1937 | Mitglied der DAF |
Feb. – Okt. 1937 | Sachbearbeiter bei der Reichsumsiedlungsgesellschaft |
Nov. 1937 – Mai 1943 | Tätigkeit im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, zunächst als Hilfsreferent; Arbeit in den Referaten “Planung außerhalb der bäuerlichen Siedlung”, “Landbedarf der öffentlichen Hand” und “Mitwirkung bei der Klein- und Arbeitersiedlung” |
1. Januar 1939 | Berufung in das Beamtenverhältnis unter Ernennung zum Regierungs- und Kulturrat |
1939 | Abordnung zur Reichsstelle für Landbeschaffung |
1941 – 1942 | Kriegsverwaltungsrat in Abt. III E-1 “Landwirtsch. Verwaltung und Organisation” des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete bzw. im Wirtschaftsstab Ost |
1942 – Aug. 1944 | Abordnung und spätere Übernahme bei der Reichsstelle für Raumordnung, zuständig für das Referat “Land-, Forst- und Wasserwirtschaft”; später auch zuständig für Industrieverlagerungen und Standortbestimmungen sowie Evakuierung der Bevölkerung |
1. Juni 1943 | Ernennung zum Oberregierungsrat |
Aug. 1944 – 1945 | Dienst bei der Wehrmacht |
1945 – 1950 | privatwirtschaftliche Tätigkeit in der (Land-)Fahrzeugindustrie und selbstständiger Unternehmer im Bereich Torfverwertung |
1946 – 1948 | Gutachtertätigkeit für das Verwaltungsamt für Wirtschaft, Minden |
Februar 1949 | Einstufung in Kategorie V (Entlasteter) durch den Entnazifizierungs-Hauptausschuss für den Kreis Hzgt. Lauenburg |
Sept. 1950 – Juni 1954 | Beauftragter des Hauptamts für Soforthilfe beim Soforthilfeausschuss des Ennepe-Ruhrkreises |
1953 – 1954 | gleichzeitig Tätigkeit beim Deutschen Bauernverband im Bereich Eingliederung von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen |
Juli 1954 – Mrz. 1958 | Angestellter des Deutschen Bauernverbands |
Apr. 1958 – Apr. 1967 | Referent im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, zunächst im Angestelltenverhältnis (Oberregierungsrat z.Wv.); Referatsleiter “Verbesserung der Agrarstruktur” (ab Dez. 1958) |
30. Juni 1958 | Berufung in das Beamtenverhältnis und Ernennung zum Oberregierungslandwirtschaftsrat |
11. Februar 1964 | Ernennung zum Ministerialrat |
30. April 1967 | Eintritt in den Ruhestand |
14. Juni 1971 | Tod in Bonn |
Literatur
Meinl, Susanne: Nationalsozialisten gegen Hitler. Die nationalrevolutionäre Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz, Berlin 2000.
Quellen
BArch Berlin-Lichterfelde, R 3601/5465; R 9361-IX KARTEI/29980604; VBS 1012 (R 1501) ZA VI 0244 A. 03 Bl. 249-255.
BArch Koblenz, PERS 101/79294-79295.
Normdaten
GND: 140171282
Im März 1933 wurde Walther Muthmann für etwa drei Wochen wegen kritischen Verhaltens seit der nationalsozialistischen Machtübernahme in Haft genommen. Nach seiner Entlassung trat er am 1.5.1933 aus Gründen der Tarnung und des Selbstschutzes der NSDAP bei. Innerhalb der Partei hat er niemals einen besonderen Rang oder ein besonderes Amt innegehabt. Mitglied der SS (und des SD ?) ist Walther Muthmann nie gewesen.
Walther Muthmann unterhielt vielmehr seit 1933 kontinuierlich Kontakte zu verschiedenen Personen und Gruppen des Widerstands. Seit 1942 gehörte er zum Kreis um Graf Fritz von der Schulenburg. Nach dem 20.Juli 1944 entging er nur durch glückliche Umstände der Verhaftung. Zu seinem Schutz wurde seine UK-Stellung als Beamter des Reichs- und Preussischen Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft durch gewogene Vorgesetzte aufgehoben. Kurz darauf wurde er zur Wehrmacht eingezogen.
Im Entnazifizierungsverfahren wurde Walther Muhmann in die Gruppe „ V“ eingeordnet („nominelle Nazis“; Parteimitglieder, die im aktiven Widerstand tätig waren).
Die wichtigsten Hinweise zur Biographie Walther Muthmanns im 3.Reich sind bei der „Stiftung 20.Juli 1944“ ,Geschäftsstelle Massolle Weg 18, 14089 Berlin, niedergelegt und können dort eingesehen werden.
Sehr geehrte Frau Emmelius,
vielen Dank für Ihre ergänzenden Worte.
Wie Sie anhand des Biogramms sehen, ist mir bekannt, dass Muthmann nach der “Machtergreifung” 1933 kurzzeitig festgenommen wurde und infolge des Drucks auf die Brigade Ehrhardt bzw. Organisation Consul der NSDAP beitrat. Dass er Mitglied des SD war, habe ich der genaueren Forschung zur nationalrevolutionären Opposition entnommen (vgl. Meinl, S. 231, 234). Auch die Einstufung im Entnazifizierungsverfahren habe ich zur Kenntnis genommen, wie Sie sehen können.
Die Kontakte zum Widerstand zu prüfen, stellt sich anhand der Quellen häufig als sehr schwierig dar, diese Erfahrung habe ich auch schon in anderen Fällen gemacht. Deshalb wäre ich natürlich sehr interessiert, wenn Sie mir hier mit Material weiterhelfen könnten, anhand dessen ich die Verbindungen prüfen und nachvollziehen kann. Ich werde Ihnen deswegen noch eine Mail schreiben, damit wir den Kontakt ggf. intensivieren können.
Beste Grüße
Philipp Haase
Ergänzend zur Biographie meines Vaters im 3. Reich schreibe ich Ihnen oben stehenden Text.