Walther Muthmann

Kriegsverwaltungsrat im RMfdbO

BArch PERS 101/79295

Lebenslauf

22. April 1902 Geburt in Elberfeld (Wuppertal)
1908 – 1912 Lyzeum Vohwinkel (Wuppertal)
1912 – 1919 Realschule Vohwinkel (Obersekundareife)
1919 – 1921 landwirtschaftliche Lehre auf verschiedenen Gütern im Deutschen Reich
ab 1918/1920 Mitglied des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, der Brigade Ehrhardt sowie den Nachfolgeorganisationen Organisation Consul und Bund Wiking
1922 kaufmännischer und technischer Volontär in verschiedenen Stellungen in Vohwinkel und Hamburg
1923 Übersiedlung von Vohwinkel nach München infolge des Ruhrkampfes und Zeitfreiwilliger beim Infanterie-Regiment 19;
Teilnahme an den Mai-Demonstrationen der Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Kampfverbände
1923 Eintritt in die Schwarze Reichswehr und Teilnahme am Küstriner Putsch in Spandau
1923 Infanterieausbilder beim Artillerie-Regiment 2 in Schwerin;
Kuriertätigkeit zwischen Schwerin, Berlin und München und Mithilfe bei “der Beobachtung” Carl Severings
Jan. – Juli 1924 landwirtschaftlicher Beamter auf Rittergut Radensleben
1924 – 1927 Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim (Diplom-Landwirt);
Halbjahresprüfung für Waldbau und forstwirtschaftliche Betriebslehre;
Tätigkeit in der studentischen Selbstverwaltung
Feb. – Juni 1928 landwirtschaftlicher Beamter auf der Domäne Münchenlohra
1928 – 1929 Presse- und Organisationstätigkeit für die Landvolkbewegung Schleswig-Holstein;
wehrorganisatorische Erfassung der Jungbauernschaft im Landbund Plön
– 1929 – Mitglied des Stahlhelm Westküste
1. August 1929 Teilnahme als Fahnenträger der Landvolkbewegung am “Schwarzen Donnerstag” von Neumünster;
in der Folge Verwundung, Untersuchungshaft sowie Anklage und Verurteilung (1 Monat Gefängnis, 2 Jahre Bewährung)  im Landvolk-Prozess Neumünster
1929 – 1932 Flucht nach Schweden und Tätigkeit als landwirtschaftlicher Beamter in Helsingborg und Wisbohammar
Juni 1932 – Juli 1933 Rückkehr in das Deutsche Reich und Tätigkeit in der elterlichen Fahrzeugfabrik
ab 1933 Mitarbeiter der Ehrhardt-Zeitung und Kommandant der Berliner Ehrhardt-Gefolgschaft
März 1933 Haft im SA-Gefängnis Papestraße, Berlin-Tempelhof
1. Mai 1933 Eintritt in die NSDAP
1933 Übertritt in den SD als Mitglied der Ehrhardt-Gefolgschaft (Dauer der Mitgliedschaft unklar)
Juli 1933 – Apr. 1934 landwirtschaftlich-technischer Mitarbeiter bei der Zentralverwaltung Berliner Stadtgüter GmbH
Mai 1934 – Jan. 1937 Sachbearbeiter beim Reichsheimstättenamt, Amt des Siedlungsbeauftragen;
Abteilungsleiter bei der Akademie für Landesforschung und Reichsplanung;
zwischenzeitliche Abordnung zur Landesplanung Oldenburg
Okt. 1934 – Dez. 1937 Mitglied der DAF
Feb. – Okt. 1937 Sachbearbeiter bei der Reichsumsiedlungsgesellschaft
Nov. 1937 – Mai 1943 Tätigkeit im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, zunächst als Hilfsreferent;
Arbeit in den Referaten “Planung außerhalb der bäuerlichen Siedlung”, “Landbedarf der öffentlichen Hand” und “Mitwirkung bei der Klein- und Arbeitersiedlung”
1. Januar 1939 Berufung in das Beamtenverhältnis unter Ernennung zum Regierungs- und Kulturrat
1939 Abordnung zur Reichsstelle für Landbeschaffung
1941 – 1942 Kriegsverwaltungsrat in Abt. III E-1 “Landwirtsch. Verwaltung und Organisation” des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete bzw. im Wirtschaftsstab Ost
1942 – Aug. 1944 Abordnung und spätere Übernahme bei der Reichsstelle für Raumordnung, zuständig für das Referat “Land-, Forst- und Wasserwirtschaft”;
später auch zuständig für Industrieverlagerungen und Standortbestimmungen sowie Evakuierung der Bevölkerung
1. Juni 1943 Ernennung zum Oberregierungsrat
Aug. 1944 – 1945 Dienst bei der Wehrmacht
1945 – 1950 privatwirtschaftliche Tätigkeit in der (Land-)Fahrzeugindustrie und selbstständiger Unternehmer im Bereich Torfverwertung
1946 – 1948 Gutachtertätigkeit für das Verwaltungsamt für Wirtschaft, Minden
Februar 1949 Einstufung in Kategorie V (Entlasteter) durch den Entnazifizierungs-Hauptausschuss für den Kreis Hzgt. Lauenburg
Sept. 1950 – Juni 1954 Beauftragter des Hauptamts für Soforthilfe beim Soforthilfeausschuss des Ennepe-Ruhrkreises
1953 – 1954 gleichzeitig Tätigkeit beim Deutschen Bauernverband im Bereich Eingliederung von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen
Juli 1954 – Mrz. 1958 Angestellter des Deutschen Bauernverbands
Apr. 1958 – Apr. 1967 Referent im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, zunächst im Angestelltenverhältnis (Oberregierungsrat z.Wv.);
Referatsleiter “Verbesserung der Agrarstruktur” (ab Dez. 1958)
30. Juni 1958 Berufung in das Beamtenverhältnis und Ernennung zum Oberregierungslandwirtschaftsrat
11. Februar 1964 Ernennung zum Ministerialrat
30. April 1967 Eintritt in den Ruhestand
14. Juni 1971 Tod in Bonn

 

Literatur

Meinl, Susanne: Nationalsozialisten gegen Hitler. Die nationalrevolutionäre Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz, Berlin 2000.

 

Quellen

BArch Berlin-Lichterfelde, R 3601/5465; R 9361-IX KARTEI/29980604; VBS 1012 (R 1501) ZA VI 0244 A. 03 Bl. 249-255.

BArch Koblenz, PERS 101/79294-79295.

 

Normdaten

GND: 140171282

5 thoughts on “Walther Muthmann

  1. Friederike Emmelius, geb. Muthmann says:

    Im März 1933 wurde Walther Muthmann für etwa drei Wochen wegen kritischen Verhaltens seit der nationalsozialistischen Machtübernahme in Haft genommen. Nach seiner Entlassung trat er am 1.5.1933 aus Gründen der Tarnung und des Selbstschutzes der NSDAP bei. Innerhalb der Partei hat er niemals einen besonderen Rang oder ein besonderes Amt innegehabt. Mitglied der SS (und des SD ?) ist Walther Muthmann nie gewesen.

    Walther Muthmann unterhielt vielmehr seit 1933 kontinuierlich Kontakte zu verschiedenen Personen und Gruppen des Widerstands. Seit 1942 gehörte er zum Kreis um Graf Fritz von der Schulenburg. Nach dem 20.Juli 1944 entging er nur durch glückliche Umstände der Verhaftung. Zu seinem Schutz wurde seine UK-Stellung als Beamter des Reichs- und Preussischen Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft durch gewogene Vorgesetzte aufgehoben. Kurz darauf wurde er zur Wehrmacht eingezogen.

    Im Entnazifizierungsverfahren wurde Walther Muhmann in die Gruppe „ V“ eingeordnet („nominelle Nazis“; Parteimitglieder, die im aktiven Widerstand tätig waren).

    Die wichtigsten Hinweise zur Biographie Walther Muthmanns im 3.Reich sind bei der „Stiftung 20.Juli 1944“ ,Geschäftsstelle Massolle Weg 18, 14089 Berlin, niedergelegt und können dort eingesehen werden.

    • Sehr geehrte Frau Emmelius,
      vielen Dank für Ihre ergänzenden Worte.

      Wie Sie anhand des Biogramms sehen, ist mir bekannt, dass Muthmann nach der “Machtergreifung” 1933 kurzzeitig festgenommen wurde und infolge des Drucks auf die Brigade Ehrhardt bzw. Organisation Consul der NSDAP beitrat. Dass er Mitglied des SD war, habe ich der genaueren Forschung zur nationalrevolutionären Opposition entnommen (vgl. Meinl, S. 231, 234). Auch die Einstufung im Entnazifizierungsverfahren habe ich zur Kenntnis genommen, wie Sie sehen können.

      Die Kontakte zum Widerstand zu prüfen, stellt sich anhand der Quellen häufig als sehr schwierig dar, diese Erfahrung habe ich auch schon in anderen Fällen gemacht. Deshalb wäre ich natürlich sehr interessiert, wenn Sie mir hier mit Material weiterhelfen könnten, anhand dessen ich die Verbindungen prüfen und nachvollziehen kann. Ich werde Ihnen deswegen noch eine Mail schreiben, damit wir den Kontakt ggf. intensivieren können.

      Beste Grüße
      Philipp Haase

  2. Dr. jur. Hans Georg von Heydebreck says:

    Sehr geehrter Herr Haase, erst heute lese ich zufällig Ihren obigen Text über Herrn Walther Muthmann und die Ergänzung seiner Tochter Frau Friederike Emmelius vom 18. 01. 2021. In Ihrer Antwort vom gleichen Tage bitten Sie um ergänzendes Material, anhand dessen Sie die Verbindung Muthmanns zum Widerstand prüfen und nachvollziehen können. Ich möchte daher die Aussage von Frau Emmelius, dass ihr Vater dem Kreis von Fritz Graf von der Schulenburg angehörte, mit einem Verweis auf die Erinnerungen meines im Jahre 1985 verstorbenen Vaters Claus Joachim von Heydebreck angehörte, bestätigen. Auf den Seiten 115 bis 119 dieser 1986 veröffentlichten Lebenserinnerungen berichtet mein Vater ausführlich über die ihm von Schulenburg in mehreren Zusammenkünften geschilderten Pläne, welche Personen am Tage des geplanten Umsturzes die verschiedenen Ministerien in Berlin besetzen und deren Leitung übernehmen sollten. Auf Seite 116 ist Oberregierungsrat Muthmann als um Schulenburg besorgter Teilnehmer einer ersten Versammlung des Sympathisanten-Kreises namentlich genannt.
    Falls gewünscht, kann ich Ihnen gern ein Exemplar dieser “Lebenserinnerungen unseres Vaters Claus Joachim von Heydebreck bis 1945” zugehen lassen, ebenso wie ein Exemplar der ergänzenden Biografie unseres Vaters von 1945 bis 1985, die ich mit meinen Geschwistern nach seinem Tode zusammengestellt habe und in der Walther Muthmann auf Seite 26 ebenfalls erscheint.
    Mit freundlichen Grüßen

    • Sehr geehrter Herr Dr. von Heydebreck,
      ich entschuldige mich für die späte Antwort auf Ihren Kommentar. Aufgrund anderer Verpflichtungen bin ich bisher nicht dazugekommen, weiter darauf einzugehen.

      Vielen Dank für Ihren Hinweis auf die Memoiren Ihres Vaters, die mir bereits vorliegen. Ich werde sie bei der Beurteilung von Muthmanns Rolle berücksichtigen.
      Beste Grüße
      Philipp Haase

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