Lebenslauf
21. Dezember 1884 | Geburt in Berlin |
1891 – 1901 | Königliches Luisengymnasium Berlin (Primareife) |
1902 – 1903 | Landwirtschaftliche Lehre auf Rittergut Mahitzschen, Kreis Torgau |
1903 – 1905 | Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin; Abschluss als Diplom-Landwirt |
1906 – 1907 | Einjährig-Freiwilliger beim Holsteinischen Feld-Artillerie-Regiment 24 in Neustreulitz |
1907 – 1910 | Landwirtschaftlicher Beamter auf verschiedenen Gütern in Brandenburg und Schlesien |
1911 – 1914 | Direktor der German Canadian Farming Co. in Hussar (Alberta) und Besitzer der Grasswold Farm |
Aug. 1914 – Mrz. 1919 | versuchte Rückkehr in das Deutsche Reich; Gefangennahme in Gibraltar und britische Kriegsgefangenschaft |
1919 – 1921 | Außenbeamter im östlichen Kontroll- und Grenzdienst bei der Reichsgetreidestelle |
1921 – 1924 | Direktor der Hansa Speicher GmbH, Berlin |
1925 – 1932 | Selbstständiger Kaufmann und Güterberater |
1. September 1930 | Eintritt in die NSDAP; dort im Gau Brandenburg Tätigkeit in der agrarpolitischen und der Propaganda-Abteilung und bei der Vorbereitung des Arbeitsdienstes |
1930 | vorübergehender Eintritt in die SA |
Juni 1932 | Eintritt in die SS |
1932 – min. 1938 | Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für innere Kolonisation, Berlin-Dahlem |
20. April 1934 | Beförderung zum SS-Scharführer |
10. September 1935 | Beförderung zum SS-Oberscharführer |
– Okt. 1938 – | Tätigkeit beim Wachkommando des Konzentrationslagers Sachsenhausen |
ab März 1939 | Versetzung zum Rasse- und Siedlungshauptamt der SS |
ab ca. 1941 | Oberkriegsverwaltungsrat und Referent “Agrarordnung und Bodenpolitik” in Abt. III E-2 “Erzeugung” des Wirtschaftsstabs Ost bzw. im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete |
1950 | Entnazifizierungsverfahren und Rehabilitierung in Berlin |
Literatur
Gerlach, Christian: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944, Hamburg 2000.
Quellen
BArch Berlin-Lichterfelde, R 9361-IX KARTEI/6690981.
LA Berlin, A Rep. 244-01 Nr. 134; B Rep. 031 Nr. 21765.
Auskünfte
Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen, 17. April 2020.
Oberkriegsverwaltungsrat Fritz Donner hat im März 1942 zusammen mit einem Major Seifert einen ausführlichen Bericht über die Siedlungsmöglichkeiten auf der gerade eroberten Krim verfaßt.
Was weiß die Forschung über Major Seifert? Seifert könnte ebenfalls aus dem Wirtschaftsstab Ost stammen, doch aus welcher Abteilung? Gibt es biographische Daten?
Es dankt
Rainer Fröbe
Sehr geehrter Herr Fröbe,
Ernst Seifert findet sich tatsächlich in den Stellenplänen des RMO/WiStOst. Dort wird er als stv. Leiter der Abt. III E 2 “Erzeugung” und innerhalb dieser als Referent III E 2 a “Allgemeine Betriebswirtschaft” geführt. Eine Identifizierung mit Geburtsdaten ist mir bisher nicht gelungen, deshalb findet sich hier auch noch kein Biogramm. Seifert wird auch häufiger in Christian Gerlachs “Kalkulierte Morde” erwähnt. Falls Sie an der Stelle weiterkommen, freue ich mich natürlich über einen Hinweis.
Beste Grüße,
Philipp Haase
Hat Major Ernst Seifert ebenso wie OKVR Donner auch eine Verbindung zur SS? Das ist zwar bei der Wehrmacht nicht gerne gesehen, aber keineswegs ausgeschlossen. Immerhin haben OKVR Fritz Donner und Major Seifert bereits am Tag nach ihrer Ankunft in Simferopol das Gespräch mit Otto Ohlendorf von der Einsatzgruppe D gesucht; das müßte am 5. Dezember 1941 gewesen sein. Sie gehen also der SS nicht aus dem Weg, auch in der Vorbereitungsphase des Simferopol-Massakers nicht. Ihnen fehlen jegliche Berührungsängste. Im Gegenteil: Seifert und Donner berichten mehrfach von Kontakten zu SS-Führern, darunter SS-Obergruppenführer Prützmann. Sie schildern diese Kontaktaufnahme in einer Weise, als seien sie nicht nur dem WiStab Ost, sondern auch der SS gegenüber rechenschaftspflichtig.
Es wäre schön, wenn das Projekt diese Fährte weiterverfolgen würde. Jede Wissenschaft, so René Descartes, beginnt mit einem Verdacht.
Herzlichen Dank und viel Erfolg
Lieber Herr Haase,
ich gebe zu: Fritz Donner ist ein schwieriges Kapitel. Aber ist Donner bei der SS wirklich im Range eines Oberscharführers (1935) steckengeblieben? Spätestens als Donner beim RuSHA “geführt” wurde (das Projekt datiert dies auf März 1939), muß doch ein Offiziersrang verliehen worden sein. Ich tippe auf SS-Sturmbannführer, sonst hätte Donner nicht gleichberechtigt mit einem Major unterwegs sein können. Aber dies ist nur ein educated guess. Wissen können es nur die Historiker, die mit den biographischen Unterlagen arbeiten.
Herzlichen Dank aus Hannover und viel Erfolg
Rainer Fröbe
Lieber Herr Fröbe,
auch hier müssen Sie sich leider noch ein wenig gedulden, bis ich die übrigen Quellen zu Donner einarbeiten kann. Soviel vorweg: Er stieg im Januar 1944 zuletzt zum SS-Hauptsturmführer auf.
Beste Grüße
Philipp Haase
Lieber Philipp Haase,
herzlichen Dank. Also Beförderung zum SS-Hauptsturmführer. Hauptsturmführer und OKVR Fritz Donner ist auch wegen der letztendlich gescheiterten Pläne für die Umsiedlung der Südtiroler auf die Krim von Interesse. Die bisherige Forschung ist im wesentlichen diplomatiegeschichtlich aufgestellt. Aber Donner hat in seinem Bericht über die Siedlungsmöglichkeiten auf der Krim vom März 1942 so hohe Hürden aufgestellt und der Krim eine unter Kriegsbedingungen nicht zu finanzierende Infrastruktur verordnet (Bau neuer Eisenbahnlinien, Modernisierung des Straßennetzes etc.), daß möglicherweise auch hier ein Grund für das zögernde Vorgehen der Reichsbehörden zu suchen ist.
Bitte bleiben Sie am Ball – und gesund!
So long
Rainer Fröbe
Lieber Philipp Haase,
wenn ich auf Ihre Nachricht vom 16.12.2020 zurückkommen darf: was macht die Einarbeitung der weiteren Quellen zu Fritz Donner?
Herzliche Grüße aus Hannover
Rainer Fröbe
Irgendwie habe ich den Eindruck, daß neue biographische Erkenntnisse nicht regelmäßig eingepflegt werden. Vor drei Jahren war hier zu lesen, daß Fritz Donner im Januar 1944 zum SS-Hauptsturmführer befördert wurde. Diese Information wäre doch in der biographischen Aufstellung gut aufgehoben gewesen – insbesondere dann, wenn es sich mit einem Dienstort oder einer Dienststelle hätte verbinden lassen. Untätig rumgesessen haben die wenigsten SS-Offiziere.
Mit den besten Wünschen für die Arbeit
Rainer Fröbe
Für meinen Geschmack werden neue Ergebnisse nicht schnell genug eingearbeitet. Ich hoffe, das Projekt gibt es noch.
Geschmack ist natürlich keine analytische Kategorie. Dennoch zeigt der Diskussionsverlauf, daß bei Fritz Donner seit 2020 wenig passiert ist.
Mit den besten Wünschen für die Arbeit
Rainer Fröbe, Hannover