Lebenslauf
7. Juli 1903 | Geburt in Stettin |
1909 – 1921 | Besuch der Vorschule und des Victoria-Gymnasiums in Potsdam (Abitur) |
1921 – 1925 | Studium der Rechtswissenschaften und Nationalökonomie in Berlin; Erstes Staatsexamen und Ernennung zum Gerichtsreferendar |
1920 – 1922 | Mitglied des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes |
1925 – 1930 | Ausbildung bei der Staatsanwaltschaft Potsdam, dem Amts- und Landgericht Potsdam sowie dem Rechtsanwalt und Notar Wolbert in Potsdam; Zweites Staatsexamen und Ernennung zum Gerichtsassessor |
1928 | Promotion zum Dr. iur. an der Universität Göttingen |
Feb. 1930 – Nov. 1933 | unentgeltliche Beschäftigung am Amtsgericht Potsdam sowie kommissarische Tätigkeit bei verschiedenen Amts- und Landgerichten und als Anwalts- und Notarvertreter |
1. Mai 1933 | Eintritt in die NSDAP |
ab Mai 1933 | Mitglied des NS-Rechtswahrerbunds dort als Gaupressewalter (1935 – 1937) |
Dez. 1933 – Okt. 1939 | (besoldete) Tätigkeit am Amtsgericht Potsdam |
ab Mai 1935 | (ehrenamtliche) Tätigkeit im Rassenpolitischen Amt der NSDAP (RPA) mit dem Aufgabengebiet “Rasse und Recht” |
1. August 1936 | Ernennung zum Amtsgerichtsrat |
1939 | Ernennung zum Hauptstellenleiter (Leiter der Hauptstelle Beratung) beim RPA |
Okt. 1939 – Mrz. 1940 | Abordnung als Beauftragter für alle rassenpolitischen Fragen beim Chef der Zivilverwaltung in Posen |
20. April 1940 | Ernennung zum Reichshauptstellenleiter |
Apr. 1940 – Okt. 1941 | Wiederaufnahme der Tätigkeit am Amtsgericht Potsdam mit paralleler Beschäftigung beim RPA (50/50); u.a. Vorsitz und Leitung des Erbgesundheitsgerichts Potsdam |
Okt. 1941 – Apr. 1945 | Abordnung in Hauptabteilung I – Politik des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete als Beauftragter des RPA; Leiter des Sonderdezernats “Rassenpolitik”, später Gruppenleiter der Führungsgruppe “Deutschtum, Siedlungs- und Rassenpolitik” |
25. Oktober 1941 | Verfasser des “Gaskammerbriefs” |
1. Juli 1942 | Ernennung zum Oberregierungsrat und Übernahme in den Haushalt des RMfdbO |
1942 | Teilnahme an mehreren Folgekonferenzen der “Wannseekonferenz” (29. Januar, 6. März und 27. Oktober) |
1. Juli 1944 | Ernennung zum Ministerialrat |
Februar & Mai 1945 | Volkssturmmann in Potsdam |
1. – 4. Mai 1945 | kurzzeitige Inhaftierung in einer Sammelstelle in Michendorf und anschließende Flucht |
19. Mai 1945 | Verhaftung in Potsdam |
Mai 1945 – Feb. 1950 | Inhaftierung in den sowjetischen Speziallagern Ketschendorf, Frankfurt/Oder, Landsberg und Buchenwald |
Feb. 1950 – Mrz. 1953 | Haft in der Vollzugsanstalt Waldheim und Anklage im Rahmen der Waldheimer Prozesse |
4. Mai 1950 | Verurteilung am Landgericht Chemnitz als Hauptverbrecher zu 10 Jahren Zuchthaus |
8. Juni 1950 | Wiederverhandlung am LG Chemnitz nach Revision der Staatsanwaltschaft; Verurteilung als Hauptverbrecher zu 25 Jahren Zuchthaus |
7. Oktober 1952 | Strafnachlass von 10 Jahren aufgrund eines Gnadenerlasses |
Mrz. 1953 – Dez. 1955 | Haft in Halle und Torgau |
1956 | Übersiedlung nach West-Berlin und anschließend Hannover |
Mai 1956 | vorzeitige Pensionierung durch das Niedersächsische Innenministerium |
Juli 1961 | Einstellung der Pensionszahlungen auf Grundlage des 131er-Gesetzes; Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens durch die Staatsanwaltschaft am LG Hannover |
9. Dezember 1961 | Einstellung des Ermittlungsverfahrens |
24. Dezember 1975 | Tod |
Literatur
Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Bd. 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten I. Besetzte Sowjetische Gebiete unter deutscher Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien, bearb. v. Hoppe, Berg/Glass, Hiltrud, München 2011.
Quellen
Brandenburgisches LHA, Rep. 203 AVE 800; Rep. 4A KG Pers 5208; Rep. 4A KG Pers 5209; Rep. 4A KG Pers 6156.
BArch Berlin-Lichterfelde, DO 1/3168; DO 1/5267; DO 1/SMT/Waldheimkartei; R 601/2181; R 3001/80264; R 9361-IX KARTEI/48270557.
BArch Ludwigsburg, B 162/5104; B 162/20424.
DRK-Suchdienst München, ZNK, Erhard Wetzel.
StA Ludwigsburg, EL 48/2 I Bü 2404.
Otto Bräutigam: So hat es sich zugetragen… Ein Leben als Soldat und Diplomat, Würzburg 1968.
o.A.: Einer kam durch, in: Der Spiegel, 34/1961, S. 23-25.
Normdaten
GND: 127531521
Erhard Wetzel wohnte zumindest während seiner Zeit als Vorsitzender der Euthanasiekammer beim Amtsgericht in Potsdam und bis Kriegsende 1945 im Haus Am Blücherplatz 3 in der 2. Etage links.
Diese Haus war ursprünglich im Besitz meiner Großeltern den Mit-Inhabern der Fa. Grubitz.
Dieses Haus überlebte den Bombenangriff vom 14.04.1945. Meine Mutter fand am nächsten Tag nach der Bombenacht nach einem Kontrollbesuch in der dortigen Wohnung der Eltern bei einem Gespräch mit Frau Wetzel in deren Wohnung Eigentümer ihrer Eltern vor, was zu Recht als Diebstahl bezeichnete, Diese konterte Frau Wetzel mit dem Tatbestand “Sicherstellung”.
Sie kam aber um eine Herausgabe nicht herum.
Das sei aus der Familienüberlieferung tradiert.
Ein weiterer Bezug zu Herrn Wetzel sind die mit Bleistift geschriebenenTagebuchblätter meines Großvaters des AGDir. Dr. Fritz Hartmann anlässlich der Haft im Februar 1946 zum Thema Erbgerichtskamme(Wetzel) am AG in Potsdam w
Detlef Schöning
Nordallee 12
56112 Lahnstein
Wetzel