Otto Bräutigam

Ministerialdirigent im RMfdbO

aus: Der Spiegel, 5/1956, S. 13.

Lebenslauf

14. Mai 1895 Geburt in Wesel
1904 – 1911 Realgymnasium und Humanistisches Gymnasium in Duisburg
1911 – 1913 Humanistisches Gymnasium in Coesfeld (Abitur)
1913 – 1914;
1919 – 1920
Studium der Rechtswissenschaften in Grenoble, Oxford, Strasbourg und Münster
1914 – 1918 Militärdienst und Teilnahme am Ersten Weltkrieg (Westfront), zuletzt als Hauptmann d. Res.
1920 Ausbildung als Gerichtsreferendar am Amtsgericht Coesfeld
ab August 1920 Eintritt als Attaché in den Dienst des Auswärtigen Amts (AA)
1920 – 1923 Tätigkeit in den Abteilungen “Außenhandel” (und deren Zweigstelle in Bremen), “Osteuropa”, “Deutschtum im Ausland und Kultur”, “Britisches Reich, Amerika, Orient” und zuletzt als Referent “Ruhreinbruch” des AA
1922 Promotion zum Dr. iur. in Gießen
Sept. 1923 – Juni 1928 Vizekonsul bei den Generalkonsulaten in Tiflis und Charkow;
zeitweise Neueinrichtung und (kommissarische) Leitung der Konsulate in Baku und Odessa
Juni 1928 – Juni 1930 Referent Politische und Presseabteilung (Legationssekretär) bei der Botschaft in Moskau
Juni 1930 – Dez. 1935 Tätigkeit in Abteilung “Osteuropa, Skandinavien, Ostasien” und der Referategruppe “Wirtschaftsverhandlungen, Wirtschafts- und Reparationspolitik/Beziehungen zum nahen Osten” (1931), ständiger Vertreter des Generalkonsuls Schlesinger (bis 1933) im AA;
zuletzt Leiter des Referats “Wirtschaftsfragen Russland”
26. Mai 1934 Ernennung zum Gesandtschaftsrat II. Klasse
Jan. 1936 – Mrz. 1939 Leiter der Konsularabteilung bei der Botschaft in Paris
1. Oktober 1936 Eintritt in die NSDAP
5. April 1938 Ernennung zum Gesandtschaftsrat I. Klasse
Mrz. 1939 – Juli 1940 Leiter des Generalreferats für Wirtschaft und Finanzen in der Wirtschaftspolitischen Abteilung des AA;
Verbindungsmann des AA zu General Thomas, Leiter des Wirtschafts- und Rüstungsamtes im OKW
24. März 1939 Ernennung zum Legationsrat I. Klasse
Nov. 1939 – Juli 1940 kommissarische Beschäftigung beim Leiter der Haupttreuhandstelle Ost und der Abteilung “Wirtschaft” des Generalgouverneurs für die besetzten polnischen Gebiete, Krakau
Jul 1940 – Mrz. 1941 Generalkonsul in Batum (Batumi)
Mai 1941 – Jan. 1945 Abkommandierung zur Dienststelle Rosenberg und schließlich Leiter der Abt. I-1 “Allg. Politische Angelegenheiten” und stv. Hauptabteilungsleiter I “Politik” im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete
Juni 1941 – Jan. 1945;
– 1942 –
Verbindungsoffizier des RMfdbO zum Oberkommando des Heeres (OKH) (Hauptmann d. Res.);
Bevollmächtigter des RMfbdO bei der Heeresgruppe im Kaukasus
29. Januar 1942 Leitung der “Konferenz über Juden im Osten” (Folgebesprechung zur Wannsee-Konferenz)
– 1942 – Standartenführer in der Korpsführung des NSKK
21. Mai 1942 Ernennung zum Ministerialdirigenten
ab November 1942 Verbindungsoffizier des RMfdbO zur Heeresgruppe A
ab August 1944 Delegierung zu den Volksgerichtshofprozessen gegen die Attentäter vom 20. Juli
Jan. – Mai 1945 Leiter des Referats “Ostasien, Südsee” in der Handelspolitischen Abteilung des AA
Juni 1945 – Mrz. 1946 amerikanische Internierung, u.a. in Seckenheim
März 1946 Rückkehr nach Coesfeld
Aug. 1947 – Feb. 1953 Leiter der politischen Auswertung und Experte für die Sowjetunion in der Organisation Gehlen
12. August 1949 Einstufung in Kategorie V (Entlasteter) durch den Entnazifizierungs-Hauptausschuss Stadtkrs. Bocholt
10. August 1950 Einstellung eines Verfahrens vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth wegen der Tätigkeit im RMfdbO
Feb. 1953 – Jan. 1956 Wiedereintritt in den Dienst des AA, zunächst als Angestellter;
Leiter der Unterabteilung “Ost”
1. April 1954 Ernennung zum Vortragenden Legationsrat
23. September 1955 Ernennung zum Ministerialdirigenten
Jan. 1956 – Jan. 1958 Beurlaubung vom Dienst infolge einer öffentlichen Debatte um Bräutigams NS-Vergangenheit und dessen Beteiligung am Holocaust
Mrz. 1958 – Apr. 1960 Rückkehr in den Dienst nach Rehabilitierung infolge des sog. Lingemann-Gutachtens;
Generalkonsul der BR Deutschland in Hongkong und Konsul in Macao
1960 Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes
9. Mai 1960 Eintritt in den Ruhestand
ab 1964 Leiter der Studiengruppe Ost-West-Fragen im Umfeld des BND
30. April 1992 Tod in Coesfeld

 

Literatur

Art. “Bräutigam, Otto”, in: Hürter, Johannes u.a.: Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945, Bd. 1: A-F, Paderborn 2000.

Conze, Eckart u.a.: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, München 22010.

Meinl, Susanne/Hechelhammer, Bodo: Geheimobjekt Pullach. Von der NS-Mustersiedlung zur Zentrale des BND, Berlin 2014.

Schneppen, Heinz: Generalkonsul a. D. Dr. Otto Bräutigam: Widerstand und Verstrickung. Eine quellenkritische Untersuchung, in: ZfG, Jg. 60 (2012), Hf. 4, S. 301-330.

Wolf, Thomas: Die Entstehung des BND. Aufbau, Finanzierung, Kontrolle (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968, Bd. 9), Berlin 2018.

 

Quellen

BArch Berlin-Lichterfelde, R 9361-II/105099; VBS 1027 (R 6)/ZD I 2586.

BArch Koblenz, B 120/570.

IfZ München, ZS 400, Otto Bräutigam, Bd. 1-5.

LA Berlin, B Rep. 057-01 Nr. 118.

LA NRW Abt. Rheinland, NW 377 Nr. 3621; NW 1041 Nr. 202.

Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam, eingeleitet und kommentiert von H. D. Heilmann, in: Aly, Götz u.a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik, Bd. 4), Berlin 1987, S. 123-187.

Bräutigam, Otto: So hat es sich zugetragen… Ein Leben als Soldat und Diplomat, Würzburg 1968.

Bräutigam, Otto: Überblick über die besetzten Ostgebiete während des 2. Weltkrieges (= Studien des Instituts für Besatzungsfragen in Tübingen zu den deutschen Besetzungen im 2. Weltkrieg, Bd. 3), Tübingen 1954.

“Der allein mögliche Stil”, in: Der Spiegel, 5/1956.

 

Normdaten

GND: 118673009

 

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